Das Ideendrama „Nathan der Weise“ wurde von Ephraim Lessing verfasst und 1779 veröffentlicht. Das Werk spielt im 6. Jahrhundert, zur Zeit des 3. Kreuzzuges im heiligen Land. In dem Drama geht es um den jüdischen Kaufmann Nathan, der alle drei Weltreligionen von der Gleichheit der Menschheit und Religionen überzeugen kann. Der Tempelherr Curd von Stauffen rettete seine Tochter Recha aus seinem brennenden Haus, worauf Nathan, ein Gespräch mit dem Tempelherrn aufsucht. 

Im folgenden werde ich die vorliegende Szene des 2. Aufzugs 5. Auftritts analysieren, in dem sich Nathan und Curd von Staufen das erste mal miteinander unterhalten. 

 

Zu Beginn der Szene steht Nathan nach einem Gespräch mit seiner Tochter Recha und der Haushälterin Daja vor seinem Haus und wartet auf den Tempelherrn. Als dieser Eintrifft befiehlt er Recha und Daja, sich im Haus zu verstecken, da er befürchtet, der Tempelherr würde umkehren, sobald er Recha sehen würde. Nathan möchte dem Tempelherrn danken für die Rettung seiner Tochter, der Wiederrum abgeneigt und arrogant sich versucht dem Gespräch aus dem Weg zu gehen. Der jüdische Kaufmann wagt einen Annäherungsversuch zu Curd von Staufen, in dem er den Brandfleck seines Mantels küsst, der bei der Rettung Rechas in Bemittleidenschaft gezogen wurde. Schließlich beginnt der Tempelherr auch auf Nathan einzugehen und dessen Aufklärerischen Gedanken zu lauschen. Schlussendlich reduziert er Nathan nicht mehr auf dessen Religion, und beendet das Gespräch mit einer neuen Freundschaft und Bindung.

Die Szene lässt sich in drei Sinnabschnitte gliedern, in denen sich die Anteilnahme der Gesprächspartner am Dialog ändert. Der erste Sinnabschnitt von (v.1191 bis 1258) handelt von der Danksagung Nathans von der Rettung Rechas und der Ablehnung des Danks durch den Tempelherrn. Der von Nathan dominierte Dialog beginnt Nathan mit einem Satz der Aufklärung, einer Metapher, in dem er verdeutlicht, dass er an das Gute im Menschen glaubt „Die Schale kann nur bitter sein, der Kern ist’s sicher nicht“(v.1197-8). Ebenfalls begrüßt Nathan den Tempelherrn, mit einem übertriebenen Maß an Freundlichkeit, durch die Worte „Verzeihet, edler Franke“ (v.1199), „Dass ich mich untersteh Euch anzureden“ (v.1203-4). Dem gegenüber, steht der Tempelherr, der sichtlich abgeneigt zu dem Dialog der beiden steht und einen arroganten Sprachgebrauch an den Tag legt. Die Rhetorische Frage „Kann Ichs wehren? (V.1201) von Curd von Staufen, beweist die Abneigung zum Dialog mit Nathan. Er spricht Nathan nur mit seiner Religionszugehörigkeit an, mit den feindlichen Worten „Was Jude, Was?“ (v.1199). Nathan weist Herrn von Staufen mit einer unterwürfigen Antwort darauf hin, dass sie durch die Rettung Rechas miteinander verbunden sind und er ihm auf ewig dafür dankbar sein wird (vgl. 1203ff). Die angespannte Lage der zwei Personen zeigt klar die Angespannte Situation, der beiden Religionen dar, in denen diese beiden sich immer noch gerne aus dem Weg gehen. Der Tempelherr, welcher als gläubiger Christ das Christentum vertritt und somit die Position seiner Religion völlig ausfüllt, weist die Judenfeindlichkeit klar auf, als er das Angebot von Nathan ihm zu helfen, ablehnt mit den Worten „der reichre Jude war mir nie der bessre Jude“ (v.1232-3). Er lehnt dauernd die Dankbaren Worte und Geste Nathans ab und spielt seine Rettungsaktion herunter und begründet sie, mit den Worten des Pflichtbewusstseins, eines Tempelherr. Da dieser zu solchen Taten verpflichtet ist, auch wenn es nur die Rettung eine Jüdin ist wie er arrogant zu bemerken lässt (vgl. 1218f). Gegen Ende des ersten Sinnabschnitts, wagt Nathan einen Annäherung Versuch, in dem er nach dem Zipfel des geschädigten Mantels greift (vgl. 1247ff). Dies ist neben dem Annäherungsversuch eine weiter tat der Unterordnung, da Nathan, den Vorschlag macht auch recha den Mantel küssen zu lassen und vor ihm auf die Knie zu fallen, voller Dankbarkeit zur Rettung (vgl. 1255ff). 

Darauf folgt der zweite Sinnabschnitt mit einem Wendepunkt in dem Verhältnis der beiden, in dem nun auch der Tempelherr Nathan mit seinem Namen anspricht un abkommt von der Reduzierung der Person des Judentums. Das Correctio „Aber Jude- Ihr heißet Nathan?“ (v.1259) stellt einen wichtigen Punkt in der Szene dar, da Curd von Staufen mehr und mehr dem Aufklärerischen Gedanken Nathans folgen kann und verstehen kann, dass alle Menschen unabhängig ihrer Religion gleich sind. Der Jüdische Kaufmann verbreitet weiter seine Ansichten der Aufklärung, als er das handeln nach Ordensregeln in Frage stellt, denen der Tempelherr nach eigenen Aussagen folgen muss und sich dadurch verpflichtet fühlt und identifiziert (vgl. 1272ff). Diese in Frage stellen der Ordensregeln lässt sich aber auch auf alle Lebensbereiche anwenden, in denen man die Aufklärung anwenden kann. Noch immer ist die Judenfeindlichkeit des Tempelherrns zu spüren, der das Volk der Juden verachtet, da sie sich als das erwählte Volk sehen und er diese Hierarchischen Ansichten verabscheut. (Vgl. 1287ff) Nathan steht dies aber entgegen, indem er sich selbst davon distanziert und diese Vorurteile entwaffnen kann und ebenso denkt, dass ein mensch sich nicht dadurch auszeichnen sollte, welchem Volk er zugehörig ist, sondern was das Individuum selbst ausmacht, spielt für ihn eine größere Rolle (1303ff) Er fordert nun die Freundschaft mit curd von Staufen und versucht ihm einzureden, dass es egal ist ob Jude, Christ oder Muslime, das Volk macht den Menschen nicht aus (vgl. 1306ff) Der letzte Abschnitt beginnt ab dem nächsten Wendepunkt von v1313 bis 1326. Der Tempelherr sieht nun alles ein, was Nathan gepredigt hatte und scheint erleuchtet zu sein, wie recht er hat denn er sagt: „Ja, bei Gott, das habt ihr, Nathan! Das habt ihr! - Eure Hand!- Ich schäme mich euch einen Augenblick verkannt zu haben“ (v.1313 - 1315) Der Gedanke der Aufklärung ist nun auch auf ihn übergesprungen und nimmt nun gerne die neu gewonnene Freundschaft an und fordert sie (vgl. 1318). Am Ende des Gesprächs vermittelt der Tempelherr durch die Art und Weise , wie er von Recha spricht, dass er Interesse an ihr hat und sich um sie sorgt obwohl er nicht ihr Vater ist: ,,Unsrer Recha“ (V. 1326).

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass der in der Szene dargestellte Lernprozess beim Tempelherren durch Nathan erfolgt. Nathan, der aufklärerische Gedanken verkörpert, vermittelt dem Tempelherrn durch seine auf Vernunft basierte Argumentation sein Welt- und Menschenbild. Er zeigt auf, dass alle Menschen gleich sind und fordert von den Menschen gegenseitige Toleranz auch im Bezug zur Religion. Zudem beteuert er, dass er an das Gute im Menschen glaubt und grundsätzlich gute Taten vollbringen möchte. Damit spricht er den Grundgedanken Immanuel Kants an. Nathan und Curd begegnen sich in der Szene als zwei Fremde und beenden den Dialog als Freunde, nach den Einsichtigen Aufklärerischen Argumenten Nathans zur Gleichstellung der Menschen. Die Entwicklung, die Curd im Laufe des Gesprächs durchmacht, zeigt sich sowohl inhaltlich an seinen Aussagen als auch sprachlich. Sein Umgang mit Nathan wird zunehmend respektvoller, während Nathan stets gelassen bleibt und seine Standpunkte voller Selbstbewusstsein darlegt. 

Der Autor übt durch das Stück Religionskritik aus jedoch umschleiert er diese durch eine Geschichte, welche die Aufklärung vorantreiben soll. Ich finde das Drama sehr gut um Verbindung unter den Menschen zu schaffen, egal welcher Rasse,Religion oder Herkunft diese angehören, da ein Mensch egal wie, immer Mensch ist und auch so überall gleich behandelt werden sollte. Die Sinnlosigkeit der Religionskonflikte kann ich zu 100% unterschreiben, da sie unnötig sind und im großen und ganzen, wie es die Ringparabel versucht zu erklären aus den selben Ursprüngen besteht. Meiner Meinung nach sollte der Aufklärerische Gedanke weiter geprägt werden ohne Religionen anzufeinden und Leute zu unterdrücken, wie es auch umgekehrt der fall sein kann, denn zum Wohle unserer Menschheit sollten wir einen gepflegten und nächstenlieben bezogenen Umgang pflegen. 

 

Fehler gefunden?

Sende uns Feedback :)

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.